Nicht ganz Weilersbach sagt Ja zum B523-Lückenschluss

Harald Ziuber, Bürger aus VS-Weilersbach, meldet sich in einem ausführlichen Leserbrief an Neckarquelle, Schwarzwälder Bote und SÜDKURIER zu Wort.

Die Lobbyisten, Profiteure und Opportunisten sind ertappt

Die Lobbyisten, die wirtschaftlichen Profiteure aber auch letztlich die kommunalpolitischen Opportunisten des „Pro B 523 Lückenschluss“ sind entlarvt und ertappt. Es geht ihnen offensichtlich nur um den wirtschaftlichen Profit und um kommunalpolitische Opportunität! Laut Zeitungsbericht in der Neckarquelle vom 21. November 2023 „macht die Wirtschaft nun Druck, dass die Straße gebaut wird. Die Wirtschaftslobby stützt sich in ihrer Argumentation auf aktuelle Prognosen für die Zukunft des Oberzentrums. Die Konsequenz ist zwangsläufig der Ausbau von Straßen“, so „betont die IHK-Präsidentin und das Präsidium der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg in seiner jüngsten Sitzung. Die Politik soll unterstützen“. 
Die IHK-Wirtschaftslobbyisten verlieren jedoch kein Wort darüber, dass der B523 Lückenschluss uns Anwohnern, ja uns hier lebenden Menschen einen internationalen europäischen Transitverkehr vor die Haustüre und mit Sicherheit einen induzierten Verkehr, also eine starke Verkehrsmehrbelastung in die Ortsdurchfahrten von VS-Weilersbach, VS-Nordstetten und VS-Obereschach, bringt. Verkehrsinduzierung heißt: Neuverkehr, zusätzlicher Verkehr, der auf den Ausbau der neuen Verkehrswege zurückzuführen ist. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Eine alte Weisheit und Gesetzmäßigkeit. Wer durch den B523 Lückenschluss an einer Entlastung unserer Ortsdurchfahrten glaubt, der irrt fatal. Der B523 Weiterbau mit Auffahrten wird erwiesenermaßen in den Ortsdurchfahrten mehr Verkehr, insbesondere Güterverkehr / Durchgangsverkehr bringen.
Nun, was zählen für die IHK-Lobbyisten eigentlich der Mensch, die Tiere, die Natur, die Land- und Forstwirtschaft? Die profitorientierten Herrschaften, welche mit Sicherheit an keiner Bundesstraße wohnen, verlieren kein Wort darüber, dass für den B523 Lückenschluss mindestens 20 Hektar Naherholungsgebiet, Wald, Wiesen, landwirtschaftliche Nutzfläche, welche teilweise Schutzflächen sind, geopfert werden müssen. Kein Wort darüber, dass insbesondere die Menschen des Wohngebietes VS-Haslach / VS-Wöschhalde je nach Trassenführung einer sehr hohen Lärm-/ Immissionsbelästigung ausgesetzt sein werden und dass am Mönchsee ökologisch wertvolle, unter Schutz stehende Feuchtflächen zerstört werden.
Die IHK-Lobbyisten, ja die hiesigen kommunalpolitischen Lückenschluss-Befürworter, verlieren kein Wort über die weiteren existenten Fakten, dass der renommierte Umweltverband Transport & Enviroment (T&E) in einer aktuellen wissenschaftlich fundierten Studie feststellte, dass 72 Prozent der geplanten Fernstraßenkilometer unrentabel sind.  Nachzulesen in der DER SPIEGEL vom 8. November 2023 und in der Presserklärung der hiesigen BÜRGERINITIATIVE NORDZUBRINGER NEIN DANKE vom 22. November 2023. Konkret für den B523 Weiterbau kommt die T&A-Studie zum Ergebnis: Im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ist aus einer Zeit vor dem Pariser Klimaabkommen und vor dem seit 2019 gültigen Klimagesetz derzeit ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 3,1 berechnet. Die aktuelle T&E- Studie kommt aber auf einen Wert von 0,1. Also zehnmal höherer Kosten als der Nutzen! Der B523 Weiterbau sei laut Studie wirtschaftlich nicht vertretbar!
Obwohl das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) des Weiterbaus der B523 zu Lasten des Steuerzahlers und der Menschen deutlich kleiner als 1 ist, favorisieren die Lobbyisten, die Lückenschluss-Befürworter und die kommunalpolitischen Opportunisten unter Missachtung des verfassungsrechtlich verankerten Klima- und Umweltschutzesdiesen Straßenbauirrsinn! Wider besseren Wissens behauptet die IHK-Präsidentin „der Lückenschluss stiftet Nutzen“. An der Seriosität, Validität und Aktualität der Verkehrszahlen und Prognosen der Lückenschluss-Befürworter sind mehr als berechtigte Zweifel angesagt!
Fazit: Wirtschaftlicher Profit, partei- und kommunalpolitischer Opportunismus sind offensichtlich die Handschrift der B523-Lückenschluss-Befürworter. Weiterer Fakt: Nicht ganz Weilersbach sagt Ja zum B523 Lückenschluss! Dies dokumentieren und bestätigen zahlreiche Gespräche mit Menschen in VS-Weilersbach. Denn, unsere Heimat beginnt und hört nicht am Weilersbacher Hagen bei den Windrädern auf. Unsere Heimat sind auch die über 6 Kilometer Natur zwischen dem „Weilersbacher Hagen“ und dem „Mönchsee“. Dazwischenliegend VS-Haslach, VS-Wöschhalde, VS-Nordstetten und VS-Obereschach. Die von der Interessensgemeinschaft Weilersbach und einigen gewählten politischen Mandatsträgern/innen pauschal in die Öffentlichkeit implizierte ideologische Kampagne „Weilersbach sagt Ja zum Lückenschluss“ entspricht somit nachweislich nicht den Tatsachen, ist schlichtweg irreführend und entbehrt sachlicher Fakten. Das unrühmliche St. Florians-Prinzip der Interessensgemeinschaft Weilersbach getreu ihrem Motto „Lasst uns Weilersbacher den Hagen, die ganze B 523 könnt ihr aber ruhig haben und befahren“ ist nicht nur unzeitgemäß, ja es ist schlichtweg schofelig und ist nicht unbedingt ein Zeugnis für gelebte christliche Nächstenliebe! Auch in VS-Haslach / VS-Wöschhalde / VS-Nordstetten und VS-Obereschach leben Menschen!
Wenigstens das bundespolitische und verkehrspolitische Versagen, dass „die Schiene nicht wettbewerbsfähig ist, zu wenig Gleisanschlüsse bietet und im Ländlichen Raum ausgedünnt wurde“räumen die IHK-Lobbyisten ein. Damit räumen sie aber auch vorhandenen Spielraum für Verkehrsalternativen, Verkehrsflussoptimierungsmöglichkeiten ein, bevor ein völlig unwirtschaftlicher, ein klima- und umweltfeindlicher B523-Lückenschluss auf über 6 Kilometer Länge unsere Heimat zerstört. Denn, wir haben in Villingen-Schwenningen zwei Bahnhöfe / Gleisanschlüsse mit durchaus ausbaufähigen Güterverkehrskapazitäten! Von den Verkehrsflussoptimierungsmöglichkeiten der hiesigen Straßen ganz zu schweigen.

Harald Ziuber
Bürger von VS-Weilersbach