Wir sind befremdet und besorgt, dass die Probleme um die Altlast Biswurm in Villingen – auch hinsichtlich des geplanten Weiterbaus der B523 – von den Behörden verharmlost werden. Die Begründung dazu haben wir in einem offenen Brief an die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), das Regierungspräsidium Freiburg, das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, den Landrat des Landratsamts Schwarzwald-Baar-Kreis Sven Hinterseh und den Oberbürgermeister der Stadt VS Jürgen Roth, die Landtagsabgeordneten Martina Braun und Frank Bonath, die Bundestagsabgeordneten Derya Türk-Nachbaur und Thorsten Frei und die Fraktionen im Gemeinderat der Stadt VS dargelegt.
Der sogenannten Altlasten-Bewertungskommission obliegt die Aufgabe, die Sanierung steuern und zu überwachen. Die letzte Sitzung dieser Kommission fand am 24.10.2023 statt. Interessant ist, wie die Ergebnisse von zwei offiziellen Stellen ganz unterschiedlich kommuniziert werden:
1. Das Regierungspräsidium Freiburg kommt zu dem Ergebnis, dass die „Sanierung in der Gesamtschau als erfolgreich bezeichnet werden kann. Das Monitoring wird einstweilen noch aufrechterhalten und die Ergebnisse werden erneut der Bewertungskommission vorgelegt werden“ (Brief des RP vom 17.07.2024 an die Bürgerinitiative NORDZUBRINGER-NEIN DANKE, nachzulesen unter www.nordzubringer-nein-danke.de > Unsere Argumente > Verbrennungsplatz Biswurm)
2. Aus der Drucksache zur Gemeinderatssitzung der Stadt Villingen-Schwenningen am 12.02.2025 (Sitzungsdrucksache 0125) ist dagegen zu entnehmen, dass „in der Kontaktgrundwasserzone … nach wie vor LHKW-Restbelastungen vorhanden seien“ und dass die Messungen (beginnend ab 2019) an der falschen Stelle durchgeführt worden seien. Und wenn in der Gemeinderatssitzung vom 12. Februar 2025 von der Stadtverwaltung erklärt wird, dass eine „Deckelung“ (sprich Versiegelung) ein gängiges Sanierungsverfahren sei, dann kann man daraus ableiten, dass die bisherige Sanierung wohl doch nicht so erfolgreich gewesen sein kann.
Konsequenz: Vor neuen Messungen muss 2025 erst eine neue Messstelle errichtet werden und von anerkannten Fachleuten sollte eine Beurteilung der Schadstoffbelastung eingeholt werden.
Der Schwarzwälder Bote hat auf unseren offenen Brief reagiert:
– Online am 10.03.2025 unter dem Titel „BI warnt vor Umweltgefahren“: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.lueckenschluss-b-523-bei-villingen-bi-warnt-vor-umweltgefahren.fbd9f7d2-23ef-42b4-9d30-91bb7e130ef0.html
– Gedruckt am 11.03.2025 im Lokalteil Villingen-Schwenningen: „Initiative warnt vor Verharmlosung“.
Der SÜDKURIER nimmt unseren offenen Brief als Grundlage für einen ausführlichen Online-Artikel vom 15.03.2025 zum Thema Altlast Biswurm mit dem Titel: „Hochgiftige Altlasten im Boden: Fördert der B523-Weiterbau sie wieder Zu Tage?“
https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/schwarzwald-baar-kreis/b523-strassenbauprojekt-buergerinitiative-befuerchtet-schadstoffgefahren;art372502,12335721#
In der gedruckten SÜDKURIER-Ausgabe vom 20.03.25 lautet der Titel: „Kritischer Blick auf Altlasten“. In den Untertiteln wird die Frage aufgeworfen, ob ein B523-Weiterbau gefährlich ist, weil hier von 1960 -1974 Abfälle verbrannt wurden.
Zu dem SÜDKURIER-Artikel „Kritischer Blick auf Altlasten“ gibt es einen Leserbrief von Gerhard Holz, Villingen, den wir mit freundlicher Genehmigung von SÜDKURIER und Gerhard Holz auf unsere Homepage setzen dürfen:
„Welch ein Drama
Man muss sich das mal vorstellen, ganze 14 Jahre wurde hier alles verbrannt, was unsere Industrie an Giftstoffen billig loswerden wollte. Ich war damals jugendlicher Zeitzeuge und kann sagen, das war wirklich eine ganze Menge. Aufgrund der offenen Hanglage konnte sich bei Wind und Wetter danach das Gift im Boden in aller Ruhe ausbreiten. Und jetzt soll eine Straße darüber die ganze Sauerei sanieren. Das wirkt für mich wie ein viel zu kleines Pflaster auf einer viel zu großen Wunde. Um Nägel mit Köpfen zu machen, muss hier eine tiefreichende Untersuchung erfolgen. Diese scheuen aber alle Verantwortlichen wie der Teufel das Weihwasser. Dass nach dem Abschalten der Versuchsanlage, vermutlich aus Geldmangel, noch tief im Boden einige Überraschungen verborgen sind, versteht sich aus der Sachlage heraus. Ich spreche auch hiermit dem Grünflächen-und Tiefbauamt mit deren Leitung Silvie Lamla die Kompetenz ab, hier federführend zu sein, dazu ist die Sachlage viel zu ernst. Es muss Geld her (wie immer) und damit muss diese Altlast ein für alle Mal so saniert werden, dass davon keine weiteren Gefahren für die Umwelt ausgehen. Das sind wir dem Leichtsinn der Generation vor uns und unseren Kindern schuldig! Ein Rostloch am Auto verschwindet ja auch nicht dadurch, dass man einfach darüberspachtelt.“
Gerhard Holz, VS-Villingen
Veröffentlicht im SÜDKURIER am 25.03.2025